Der Vielvölkerstaat Jugoslawien
Nur dreimal in der Geschichte gründeten die Kroaten ein eigenes Staatswesen: 925 ein Königreich, 1941 einen faschistischen Marionettenstaat und 1991 die heutige Republik. Von Gewalt und Krieg begleitet waren zumindest die letzteren Staatsgründungen. Während des Zweiten Weltkriegs war Jugoslawien von deutschen Truppen besetzt, die Nazis stimmten jedoch der Errichtung eines faschistischen kroatischen Staates unter Ante Pavelic zu. Dessen Ustascha-Bewegung verfolgte hunderttausende Juden, Serben und Zigeuner. Pavelics Gegenspieler war der kommunistische Partisanenführer Josip Broz Tito. Nach der Eroberung Belgrads durch die Kommunisten gründete Tito im November 1945 die Föderative Volksrepublik Jugoslawien. Sie setzte sich aus den Teilrepubliken Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien zusammen, die unter machtstrategischen Gesichtspunkten einen etwas veränderten Zuschnitt bekamen. Große Ethnien sollten geschwächt und schwache gestärkt werden. Millionen Serben in Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden von Serbien abgeschnitten und die bosnischen Kroaten von
Kroatien getrennt. Die beschworene gemeinsame jugoslawische Identität hielt nur für die Lebensdauer Titos (1892-1980). Die multiethnischen Republiken führten nicht zum Ende der alten Nationalismen. Bereits im „Kroatischen Frühling von 1971 war die kroatische Führung mit breiter Unterstützung der Bevölkerung für ein eigenständiges Kroatien eingetreten. Ende der achtziger Jahre radikalisierten sich in den jugoslawischen Republiken die nationalen Kräfte. Wirtschaftliche Rivalitäten verschärften die ethnischen Spannungen,
1990 kam es sogar zu einem Handelskrieg zwischen den reichen Republiken Slowenien und Kroatien im Norden und dem ärmeren Süden. Die sozialistische Ideologie und die Allmacht Titos hatten über Jahrzehnte einen wirklichen Föderalismus verhindert. So bereitete Titos am Reißbrett entworfener Staat den Boden für die Bürgerkriege in den neunziger Jahren.
1991 erklärte Kroatien seine Unabhängigkeit, für die 93 Prozent der Wahlberechtigten gestimmt hatten. Die Serben in der Krajina und in Ostslawonien wurden zur Minderheit im neuen Staat. Serbisch-montenegrinische Truppen besetzten Kroatien. Der Krieg wurde erst 1995 durch das Dayton-Abkommen beendet.
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