Die Wiege der Glagoljica
Für Kroatien ist das glagolitische Erbe eine kulturelle und historische Besonderheit, vergleichbar mit den Hieroglyphen für Ägypten oder der lateinischen Schrift für das alte Rom usw. Auf den Kvarner-Inseln, vor allem auf Krk (hierher stammen 469 von insgesamt ca. 700 kroat. glag. Handschriften auf Papier und Pergament) war diese aus dem Mittelalter stammende Schrift am stärksten verwurzelt (wurde bis zum 20.Jh. verwendet). Das bekannteste kroat.glag. Denkmal, die Tafel von Baska, stammt ebenso von der Insel Krk. In dieser Schrift wurden früher Kirchenbücher aber auch weltliche Werke des Mittelalters verfasst.
Über die Glagoljica
Der Name kommt vom altslawischen Wort "glagolati" (sprechen), die Schrift enthält ca. 40 Zeichen, wurde Mitte 9.Jh. vom HI.Kyrillus zwecks Christianisierung der Slawen erfunden. Streitig ist, ob er ihm dabei eine andere Schrift als Vorbild diente, ob es eine originelle Schöpfung auf der Grundlage christlicher Symbole (Kreuz, Kreis und Dreieck). Zunächst gab es nur die ovale Form. Im 12. Jh. kreierten die Kroaten die kantige Variante.
Die Tafel von Baska
Ich, im Namen des Vaters, des Sohnes und das heiligen Geistes. Ich, Abt Drziha, schrieb dies über die Wiese die Zvonimir, Kroatischer König, in seien Tagen der heiiger Lucia schenkte - so lauten die Anfangszeilen der Tafel von Baska. Die um 1100 entstandene und 1851 im Kirchenboden entdeckte Steininschrift, einst linkes Schutzgerüst des Altarzauns in der Kirche St.Lucia in Jurandvor bei Baska enthält 13 der von den beiden Äbten Drziha und Dobrovit glagolitisch. (Typus: oval und kantig) eingemeißelten Textzeilen, in denen die Schenkungsurkunde des kroat.Königs Zvonimir und der Kirchenbau erwähnt werden. Diesen Text findet man heute auch auf der kroatischen 100-Kuna-Banknote wieder.
Kroatisches Glagoljica-Erbe
Bereits im 11 .Jh. wurde die erste kroat. Predigtensammlung (Klocev glagoljas) in glag.Schrift verfasst, es folgten die Plomin-Inschrift aus Istrien, die Valun-Tafel von der Insel Cres, die 1386 sowie für das erste kroat.Buch, das Messbuch von 1483. Bereits im 9Jh. erlaubte Papst Hadrian II den Kroaten, bei der Liturgie die Volkssprache (Kroatisch) und eben die glag. Schrift zu verwenden (die einzige Ausnahme vor dem ll.Vatikanum 1965). Nachdem sie im 16.Jh. von der lat.Schrift verdrängt wurde, musste sich die Glag. in Klöster "zurückziehen". Unter dem kommunistischen Jugo-Regime war sie unerwünscht. Im freien Kroatien erlebt sie heute ihre Renaissance.
Stein, Papier, Internet
Die bekanntesten glag. Steindenkmäler sind die Inschrift von Krk und die Tafel Baska. "Papierform" haben die Vrbnik-Satzung von 1388 sowie die Vrbniker Breviare und Messbücher. Auch in der virtuellen Welt ist die Glagoljica sehr präsent:
Glagoljica-Pfad
Auch Künstler lassen sich von der Glagoljica inspirieren. Mehr über den Glagolijca-Pfad mit 34 Denkmälern, ein Projekt, das Bildhauerei mit Sprache verbindet.
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