Die Geschichte und die Traditionen der Stadt Varazdin
Nördlich des Zagorje aber flirtet eine ganze Kleinstadt mit ihrer fein herausgeputzten Vergangenheit. In Varazdin wohnt schließlich der Barock nach Wiener Art. Er hat die Stadt-paläste derer von Draskovic und Patacic geprägt, die Kathedrale Mariä Himmelfahrt und die Franziskanerkirche. Sein Stil steckt in den zahllosen Portalen, Torbögen und Simsen der historischen Innenstadt sowie in dem typischen Schönbrunnergelb vieler Fassaden. Und seine Musik lebt an den weithin bekannten Varazdiner Barockabenden auf, die jeden Herbst in den Kirchen und Festsälen steigen.
Varazdin hat auch eine lange Tradition als Garnisonsstadt. Am strategischen Schnittpunkt zwischen Maribor und Zagreb sicherten Ungarn und Österreicher mit ihren Armeen das Abendland gegen die Türken ab (Reste der Festung bilden heute den Rahmen für das städtische Museum im Schloss). Bis zum Ausbruch des Vaterländischen Krieges waren hier Soldaten der jugoslawischen Armee stationiert. Inzwischen kommt das einzige Geballer von den zahlreichen Jagdtouristen, die in den nahen Mischwäldern entlang der Drau Wildschweinen, Hirschen und Fasanen nachstellen.
Der Stadtkern aber gehört den Studenten der drei Fachhochschulen und den Schülern von Gymnasien, die nach der Klasse die Cafes und Kneipen für ein bisschen Provinzabendleben füllen. Mehr gibt das 40000 Einwohner zählende Städtchen nicht her, denn die Tagestouristen sind dann längst weitergezogen. So ist die günstige Durchgangslage Varazdins Segen und Fluch.
Und wer fährt nun schon weiter Richtung Osten, nach Slawonien? Wer hält, statt den wärmeren Süden anzupeilen, durch bis Osijek? Die 250 Kilometer über die N2 führen durch die Hochebene an der Drau entlang, die Podravina, in die Pannonische Tiefebene hinein. Ein Korridor ländlicher Abgeschiedenheit: Steineichen und Weißbuchen. Maisfelder und Straßendörfer, in denen verhuschte Häuser mit der Giebelseite zur Fahrbahn stehen. Hier gibt es wenig zu verpassen.
Immer wieder aber blitzen dazwischen plötzlich imposante Herrschaftshäuser auf, die einheimischer und fremder Adel nach dem Abzug der Türken im 18. und 19. Jahrhundert errichteten. Man muss sie nur finden, denn Schilder oder sonstige Hinweise gibt es in diesem Landstrich nicht.
Das Schloss in Suhopolje, nahe Virovitica: eine baufällige Ruine mit einem wie aus heiterem Himmel erneuerten, neogotischen Einfahrtsbogen und Reste eines verwilderten Parks. Hier hat uns Zvonimir hingeführt, den wir unterwegs bei einer Hausschlachtung trafen - das frische Schweineblut noch unter den Fingernägeln. Was immer hier drinnen mal wertvoll war, ist inzwischen ausgeräumt oder verfallen.
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