Istrien
Die ganze istrische Halbinsel südlich der Dragonja-Mün-dung bis hin zur Bucht Prelucki Zaljev im Nordosten ist ein wichtiger Bestandteil der Republik Kroatien. Das kroatische Istrien umfasst einen Großteil des Weißen und des Grauen sowie das Gesamtgebiet des Roten Istrien.
Istrien liegt in einem geschichtsträchtigen Raum des europäischen Kontinets, an der Stelle, wo sich zwei große Gebirgsketten - der Alpenbogen und das Dinara-Gebirge beinahe berühren. Das nördliche Hochland und die Gebirgsgebiete Istriens sind Teil eines ausgedehnteren Raumes, der sgn. adriatischen Meeresstraße, die zwischen den genannten Gebirgsketten verläuft. Von der Furlanischen Tiefebene im Westen und der Straße von Postojna im Nordosten stellt Istrien den wichtigsten Weg dar, auf dem im Verlauf der Geschichte zahlreiche Völker und große Zivilisationen zirkulierten, sowohl bei den Durchbrüchen vom Gebiet der italischen Halbinsel und bei der Eroberung des europäischen Kontinents, als auch umgekehrt, in den durch Jahrhunderte unternommenen Versuchen, sich die fabelhaften Reichtümer anzueignen, die durch Jahrtausende von verschiedenen Zivilisationen auf italienischem Boden aufgebaut und erworben wurden. Diese turbulente Stelle war zwangsläufig Schauplatz vieler historischer Ereignisse sowie häufiger Wanderungen und Fluchtbewegungen, die einen Bevölkerungs-, Traditons- und Kulturwandel verursachten. Im Laufe der Jahrtausende erfolgte politische Übergriffe, ständige Spannungen und und die Aufteilung dieses begrenzten Raumes unter verschiedene Staaten oder Einflusszonen der europäischen Mächte bewirkten auf diesem Gebiet spezifische Lebensformen und kulturelle Vielfalt. Istrien ist seit vielen Jahrhunderten der Berührungspunkt dreier dominierender europäischer ethnischer Gruppen in einem relativ kleinen Raum: Die politischen Beziehungen zwischen den Romanen, Germanen und Slawen bedingten die Aufteilung Istriens fast bis zu unserer Zeit.
Im Frühmittelalter regierten in Istrien die Ostgoten, und vom 6. bis zum 8. Jahrhundert stand es unter byzantinischer Verwaltung. Die deutschen Kaiser übten bis zum 15. Jahrhundert ihre politische Macht über Istrien indirekt aus, über den Patriarchen von Aquileia. Im 15. Jahrhundert kam ganz Istrien außer der Grafschaft von Pazin und dem Kvarner-Küstenland unter die venezianische Verwaltung, die fast vier Jahrhunderte währte.
Pazin und das Küstenland von Kvarner erbten die Habsburger. Nach dem Untergang Venedigs und den napoleonischen Kriegen war Istrien bis zum Ersten Weltkrieg unter k.u.k. Herrschaft. Nachdem Istrien zwischen den beiden Weltkriegen dem Königreich Italien zugefallen war, kam es - vor allem in der Zeit der faschistischen Repression - zum Exodus der kroatischen Bevölkerung aus Istrien. Nach der Kapitulation Italiens 1943 wurde Istrien aufgrund der noch während des Krieges gefassten Beschlüsse an Kroatien angeschlossen und im Frühjahr 1945 endgültig befreit.
Zahlreiche archäologische Funde zeugen von der Besiedlung der Istrischen Halbinsel schon im Paläolithikum. Aus der Bronzezeit (2.Jahrtausend v.Chr.) stammen Reste urgeschichtlicher Wehrbauten auf Hüg bis zum Untergang dessen westlichen Teiles im Jahre 476. Die großen Völkerwanderungen, die in spätantiker Zeit das zivilisatorische Bild der damaligen Welt veränderten, machten die Istrische Halbinsel eher zum Durchgangsland von Flüchtlingstrecks verschiedener Bevölkerungsteile als zu einem Kriegsschauplatz. Die großen Bewegungen und entscheidenden Kämpfe fanden etwas weiter nördlich und westlich statt. Das Sklavenhaltersystem begann sich aufzulösen, um durch das Kolonat ersetzt zu werden, das sich auf diesem Gebiet fast bis zu unserer Zeit gehalten hat.
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JanaNach dem Untergang des Weströmischen Imperiums kam Istrien unter die Herschaft Odoakers und wurde nach desen Niederlage im Kampf gegen Theoderich im Jahre 489 Teil des Ostgotenstates. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts führte der byzantinische Kaiser Justinian einen zwölfjährigen Krieg gegen den ostgotischen Staat zwecks Erneuerung des Weströmischen Reiches. Schon im Jahre 539 gehörte das dem Exarchat von Ravena angegliederte Istrien zu Byzanz, desen Herschaft über die Halbinsel bis zum Jahr 788 dauerte. Das war eine Zeit der algemeinen Erneuerung, in der auch zahlreiche bedeutende Architekturwerke entstanden. Zu den wichtigsten Beispielen zählen der Baukomplex der Euphrasius-Basilika in Porec und die große Maria Formosa-Basilika in Pula.
3 Februar 2015