Pazin
Das Pazinstina-Gebiet, in dem die drei typischen istrischen Landschaftszonen, Grau-, Weiß- und Rotistrien, ineinander greifen, nimmt auf der istrischen Halbinsel eine Zentral läge ein, die der Stadt Pazin im Laufe der Geschichte immer eine bedeutende Rolle sicherte. Auch heute ist Pazin das Verwaltungszentrum der Istrischen Gespanschaft sowie der kulturelle, schulische und wirtschatliche Mittelpunkt des kontinentalen Istriens.
Jahrhundertelang war Pazin feudaler Mittelpunkt der Grafschaft von Pazin, die sich aus den Besitztümern der Grafen von Görz entwickelt und auf Zentralistrien ausgedehnt hat. 1374 fiel es unter die Herrschaft der Habsburger. Die Basis des Feudalstützpunktes bildete das mächtige Kastell, das auf einem steilen Fels oberhalb der Fojba-Schlucht gebaut wurde, in die der einzige Karstfluss Istriens, die Pazincica, mündet. Das aus vier um den Zentralhof gebauten Teilen bestehende Kastell wird zum ersten Mal am Ende des 10. Jahrhunderts erwähnt. Im Erdgeschoss sind Elemente romanischen Baus zu sehen, während der viereckige Turm im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Das heutige Aussehen des Kastells geht auf die Jahre 1537-1540 zurück, als die damaligen Herren, die Familie Moscon, den Nord- und Ostflügel anbauen ließen. Das Kastell war von Wehrgräben umgeben, und durch seine fünf Tore konnte man über Zugbrücken in die Stadt gelangen. Das Gräbensystem wurde in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts zugeschüttet. Direkt unter dem Kastell wurden vom 15. bis zum 17. Jahrhundert Häuser und Paläste angesehener Adliger gebaut. Die Bürger- und Handwerkerhäuser wurden an den Zugangswegen erbaut. Die 1266 gebaute Pfarrkirche des Hl. Nikolaus erhielt 1441 ein geräumiges gotisches Presbyterium mit Sternrippengewölbe, das um 1470 mit beeindruckenden gotischen Fresken ausgemalt wurde. Die Größe und die komplexe Anordnung sowie die spezifischen Wandflächenformen waren für die istrischen Meister offensichtlich zu anspruchsvoll. Auf die Empfehlung der Herren von Pazin hin übernahm wahrscheinlich ein Maler aus Jakob Sinters Kreis die Arbeit und malte in hervorragender Qualität eine Reihe von Schöpfungsszenen, den Kampf der bösen und guten Engel mit der Zentralfigur des Erzengels Michael sowie Szenen aus dem Leben Christi mit der großen Kruzifixszene. 1764 wurde die Pfarrkirche endgültig erweitert und barockisiert. Unter dem Kirchenmobiliar heben sich besonders die barocken Marmoraltärc hervor. Der Altar des Hl. Nikolaus wird dem berühmten Meister Pasquale Lazzarini und der Altar der Muttergottes von den Rosen Antonio Michelazzi zugeschrieben. Die Kirchenorgel ist eine Arbeit des berühmten venezianischen Orgelbauers Gaetano Callido aus dem Jahr 1780.
In der Franziskanerkirche, die im Barockzeitalter erweitert wurde, ist der gotische Altarraum von 1481 erhalten. In den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts wurde auch der Ostflügel des Klosters gebaut. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Paziner Franziskanerkloster zuerst eine Grundschule und dann das berühmte Gymnasium gegründet. Heute verfügt das Kloster über eine reiche Bibliothek und ein Archiv.
Das Kastell beherbergt heute das Ethnographische Museum Istriens mit reichen Sammlungen ethnographischer Gegenstände und Volkstrachten sowie Exemplaren der Traditionshandwerke. Der Museumsraum birgt auch eine Sammlung alter istrischer Kirchenglocken.
Kaum vier Kilometer von Pazin entfernt liegt auf einem Hügel das mittelalterliche Städtchen Lindar, das zum ersten Mal 1379 erwähnt wurde. Von den Stadtbefestigungen sind noch die Reste zweier halbwalzenförmiger Türme und ein auf dem Fundament eines früheren Wehrturms gebauter Glockenturm geblieben. Die Hauptstraße führt zum Stadtplatz, an dem sich die Pfarrkirche und ein Anfang des 20. Jahrhunderts beendeter Glockenturm befinden. Im historischen Stadtkern steht auch noch die Votivkirche der Hll.Sebastian und Fabian, deren Bau 1531 beendet wurde.
Am Stadteingang befindet sich die einschiffige gotische Katharinenkirche, die einen rechteckigen Grundriss und das charakteristische gotische Gewölbe hat. Die Kirche war mit gotischen Fresken bemalt, die für die istrischen Voksmaler des frühen 15. Jahrhunderts kennzeichnend sind. Am besten ist das sgn. "Lebendige Kreuz" erhalten, eine spätgotische symbolische Darstellung der Erlösung. Das Entstehungsjahr der Freske, 1409, ist auf der gemalten Rolle in glagolitischer Schrift verzeichnet. Andere kroatische glagolitische Inschriften auf ähnlichen Rollen sind auch auf den Spuren weiterer Fresken zu sehen.
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ThomasGologorica ist ein kleines malerisches Dorf südlich von Pazin, desen Organisation für das feudale Istrien charakteristisch ist. Im Osten sind Reste der Stadtmauer mit dem Eingangstor, durch das man auf die Hauptstraße gelangt, die sich in den Zentralplatz ausweitet. Der Ort wird von der im 17. Jahrhundert zweifelos an der Stele eines älteren mitelalterlichen Baus erichteten Petruskirche dominiert. Der Glockenturm ist von der Kirche getrent. In der Kirche werden Kunstgegenstände aus dem 15. Jahrhundert aufbewahrt. Die Kirche wurde mit minimalen bildnerischen Miteln durch kolektive Anstrengungen der Bewohner ausgeführt und stelt eines der besten Beispiele der wahren ästhetischen Bedürfnise des istrischen Volkes dar. Nur der nachträglich aufgestelte barocke Marmoraltar, eine Votivgabe der Familie De Franceschi, verleiht diesem Raum einen Hauch barocker Üpigkeit. Interesant ist die barocke Ostfasade des Somerhauses der bekanten Patrizierfamilie De Franceschi mit Balkon und Portal, das Teil eines Feudalguts war. Vor dem Eingang ins Dorf steht eine kleine Marienkirche, die aus der romanischen Zeit stamt und um 1400 entstandene gotische Fresken birgt. Heute ist nur die Anbetungszene erhalten.
4 Februar 2015