Rovinj

Rovinj gilt vielen als schönste Küstenstadt von Istrien. In jedem Fall ist Rovinj die italienischste - noch heute spricht dort ein großer Teil der Bevölkerung Italienisch, und in den unzähligen Restaurants der malerischen Altstadtgassen fühlt man sich kulinarisch an Bella Italia erinnert. Südlich vom Limski zaljev liegt an der durch mehrere Buchten und vorgelagerte Inseln gegliederten Küste Rovinj, eine der schönsten und malerischsten Städte an der Adriaküste.

Zu der räumlichen Ebenmäßigkeit trägt insbesondere die Lage des Stadtkerns auf einer kleinen Halbinsel bei, die sich zwischen zwei tiefen Buchten ins Meer erstreckt. Die hohen Altstadtbauten, die fast vom Meeresspiegel zum Gipfel des Hügels aufsteigen, bilden ein homogenes Gewebe malerischer, enger und verwinkelter Gassen, die sich auf dem Hügel zusammenballen. Auf dem Gipfel selbst hebt sich die massige, teilweise vom Grün der Bäume erweichte Horizontale der Pfarrkirche hervor, deren monumentaler Glockenturm hoch in den Himmel ragt. Die Vertikalen der hohen Gebäude verstärken zahlreiche pittoreske hohe Kamine, die die Dächer von Rovinj schmücken.

Die pittoreske, seit dem frühen Mittelalter von einer Wehrmauer umgebene Altstadt von Rovinj drängt sich auf einer Felseninsel zusammen, die erst im 18. Jh. mit dem Festland verbunden wurde. Zu den am besten erhaltenen Stadttoren zählt der Balbi-Bogen aus venezianischer Zeit. Da die Stadt aufgrund ihrer Insellage nicht in die Breite wachsen konnte, baute man die Häuser hoch und schmal. Die engen, schattigen und teilweise überwölbten Gassen steigen vom Ufer der Altstadtinsel steil zur St. Euphemiakirche an, die das Häusergewirr majestätisch überragt. Der weithin sichtbare, 61m hohe Glockenturm ist - wie könnte es anders sein - dem Campanile auf dem Markusplatz in Venedig nachempfunden und gilt als Wahrzeichen von Rovinj.

Die Altstadt ist von den neueren Vierteln durch eine Landzunge getrennt,auf der sich einige barock definierte Plätze und Straßen befinden, gebaut im Gürtel vor der Stadtmauer und in dem teilweise durch die Aufschüttung der Meerenge entstandenen Raum. Die neueren im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Stadtteile breiten sich fächerartig in den zwei Buchten von Rovinj aus oder steigen auf den gegenüber liegenden Hügel, der vom Komplex des Franziskanerklosters beherrscht wird. Die neuesten Stadtviertel wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut, wie auch die touristischen Gebäudekomplexe, die sich relativ weit vom alten Stadtkern mitten im üppigen Grün befinden. Auf diese Weise wird auch auf dem Gebiet des weiteren Stadtzentrums der Eindruck eines architektonischen Ganzen gewahrt. Der im Zuge der Stadterweiterung eingetretene Wechsel der Stilarten und urbanisti-schen Konzepte wirkt logisch und ist deutlich ablesbar. Einen besonderen Akzent verleiht der südlichen Bucht von Rovinj die grüne bewaldete Insel Sveta Katarina.

Der Charme der gewundenen Gassen und Hinterhöfe zu Füßen der Kirche hat in jüngerer Zeit viele Künstler angezogen, die ihre Werke in zahlreichen kleinen Galerien oder auch auf der Straße ausstellen und verkaufen. Am besten lässt man sich durch das Gewirr der Altstadtgassen treiben und taucht in das mediterrane Flair ein, das den Besucher immer aufs Neue begeistert.
Alljährlich am 16. September, dem Festtag der Heiligen, verwandelt sich die Altstadt von Rovinj in einen Wallfahrtsort, der von Gläubigen aus ganz Istrien besucht wird. Das Ziel der Pilger, die sich durch die engen Gassen schieben, ist die geschichtsträchtige Wallfahrtskirche St. Euphemia, heute ein dreischiff iges, barockes Bauwerk aus dem 18 Jh. Als größter Schatz im Inneren des Gotteshauses gilt der antiken Vorbildern nachempfundene steinerne Sarkophag der heiligen Euphemia, der Tochter eines Senators, der mit seiner Familie in Konstantinopel lebte. Euphemia, die während der Christenverfolgung unerschrocken zu ihrem Glauben stand, musste für ihren Mut einen hohen Preis bezahlen: Sie wurde während der Regierungszeit von Diokletian zu Tode gefoltert.

Neben dem Sarkophag, in dem die Heilige ruht, verewigt ein Wandgemälde die legendäre Ankunft von Euphemia in Rovinj: Der Überlieferung zufolge verschwand ihr Leichnam durch ungeklärte Umstände aus Konstantinopel und gelangte über das Mittelmeer nach Rovinj, das er im Sommer des Jahres 800 erreichte.

Wer die Mühe auf sich nimmt, über rund 200 Stufen zum höchsten Glockenturm Istriens hinaufzusteigen, wird mit einem fantastischen Blick über die Dächer von Rovinj und das azurblaue Meer belohnt. Anschließend laden zahlreiche Cafes, Bars und Restaurants, von denen viele direkt am Wasser liegen, dazu ein, sich von den Strapazen des Aufstiegs zu erholen.